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Neil fing an, hysterisch zu lachen. Ein Rabe. Ein sprechender Rabe. War das doch das Delirium tremens. Er lehnte sich gegen die Hauswand und schaute die beiden fassungslos an.
»Da haste dir den Richtigen ausgesucht. Ich habe vielleicht mal zwanzig Mäuse bei mir. Tut mir leid, dir deine Pläne zu versauen. Also noch mal, wo zur Hölle bin ich und was wird hier gespielt?«
»Mit Überfall meinte ich nicht, dass wir dich ausrauben wollen. Sondern nur, dass wir dich so überrumpeln. Eure Sprache ist so vielseitig und so verdammt kompliziert. Und um dich zu beruhigen, du bist definitiv nicht in der Hölle. Ich sagte dir schon, wo du bist. Ihr nennt es die Traumlande. Genauer gesagt, in Schattenkliff mitten in den Grenzlanden. Oder sollte ich sagen am Rand der Grenzlande?«
»Was für ein Rand?«
»Am Rand der Schatten.«
»Schatten? Was für Schatten? Du hast einen Schatten, aber definitiv, auch wenn ich jetzt mit einem Raben rede, den Schatten habt eindeutig ihr.«
»Ich habe die Antworten auf deine Fragen. Auch auf die, von denen du nichts weißt.«
»Ich raffe es nicht.«
»Die Traumlande mal eben erklären, du bist witzig«.
»Warum?«
»Du hast es doch gesehen, du warst doch da, was soll ich dir denn noch erklären?«
»Äh, na ja, so ziemlich alles vielleicht? Frag mich nicht warum, aber ich fühle mich gerade leicht überfordert.«
»Das war ja klar.«
»Was war klar?«

»Dass dich das überfordert. Das wird nicht einfach.«
»Schmilzt mir dann das Gehirn?«
»Kann sein, aber ich werde mir Mühe geben, das zu verhindern. Wir brauchen dich ja noch.«
»Wie nett von dir«
»Nicht wahr?«
»Also bilde ich mir das nicht ein? Das ist wirklich wahr? Ich bin wirklich im …« Er hatte Mühe, das Wort auszusprechen, da es ihm immer noch nicht real vorkam. »… dem Traumland?«
»Ja. Bei euch meistens bekannt als das Land hinter der Mauer des Schlafes.«
»Er ist doch nicht so beschränkt, wie du sagtest«, sagte er an Tom gewandt.
»Das war dann wohl nur ein flüchtiger erster Eindruck gewesen. Ich habe ihn ja auch erst heute richtig kennengelernt.«
»Redet ihr da gerade über mich? Wer nennt mich hier beschränkt? Aber was soll das alles? Was mache ich hier? Warum bin ich hier?«
Tom räusperte sich.
»Du bist ein Wandler, ein Barde«, sagte er fast etwas entschuldigend.
»Traumwandler, Barden, Schlafwandler, Traumgänger, Traumfänger, Nachtmahre. Sie haben alle verschiedene Namen, aber sie teilen doch eine Sache. Den Zugang zu den Traumlanden, hinter dem Schlaf.«
»Zugang zu den Traumwas? Ich glaube, ich träum das.«
»Das ist gar nicht mal so falsch. Er ist doch nicht zurückgeblieben.« Der Rabe hatte sich an Tom gewandt.