Die Nacht, mein Verbündeter, mein Feind, mein Freund, meine Nemesis. In den Armen der Nacht und der Dunkelheit fühle ich mich am wohlsten. Am kreativsten. Kann mich hingeben meiner Passion, meinem Laster. Meistens bin ich Nachts am besten, wenn alles um mich herum ruhig ist und schläft und ich nicht gestört werden kann. Und trotzdem, auch dann bin ich ein Getriebener. Der nächste Morgen wird kommen.
Mit all seinen Verpflichtungen, Terminen, Menschen die auf einen zählen. Die damit rechnen, das du funktionierst, so wie du sollst. Aber was ist mit meiner Geschichte? Sie will erzählt werden. Sie will raus und das zu den unmöglichsten Zeiten. Die Leute schauen einen merkwürdig an, wenn man minutenlang ins Nichts blickt. Versucht, einen Gedanken zu fokussieren und dann wie ein besessener in sein Handy tippt, oder auf einer Serviette kritzelt. Aber die wenigsten wissen von meiner geheimen Identität, von dem, was ich tue, wenn ich Zeit für mich habe. Und wenn ich entsetzt feststelle, dass in 4 Stunden der Wecker klingelt. Wenn ich jetzt feststelle, dass man Zahlen unter drölf immer ausschreiben soll. Aber habe ich nicht schon meinen Weg eingeschlagen? Indem ich dieses schwierige Cover nahm, was kaum jemand beim ersten mal verstanden hat? Dieser Klappentext, der zu verschwinden scheint? Dieses unübliche Format?
Um auf den Kern meiner Botschaft zu kommen, also die Nacht, diese eine, diese spezielle wird eine Rolle in dem dritten Teil der *Chroniken der Grenzlande spielen. Eigentlich sogar die Eröffnungsnummer. Wenn sich der geneigte Leser dieser wirren Zeilen fragen wird, WTF, wieso kommt er jetzt mit etwas aus dem dritten Teil, wobei er noch nicht einmal etwas zum zweiten Teil geschrieben oder gespoilert hat. Es ist ganz einfach. Weil er, in diesem Fall bin das ja dann ich, kann. Oder einfacher ausgedrückt, Fucking Artists. Aber so ist das beim »Blessed Needle Record Store« auch. Du gehst mit mehr raus, als du gesucht hast. Weil es ja eigentlich auch das ist, was du wolltest. Du wolltest Inspiration, du wolltest einen heißen Tipp, oder einfach nur ein gutes Gespräch. Das ist es was dich noch raustreibt in solche Läden. Zumindest ist es bei mir so. Damals als ich noch jung war und Haare hatte, war ich mal in London. Tower Records. Nicht nur das es der verdammt größte Plattenladen war den ich ich je gesehen hatte, nein der hatte auch noch bis Mitternacht oder so auf. Auf jeden Fall länger als unsere Öffnungszeiten damals.
Und ich ging durch diesen Laden und dachte mir wie genial es wäre einfach nach meinem Feierabend Und ich ging durch diesen Laden und dachte mir, wie genial es wäre einfach nach meinem Feierabend dann noch zu Tower Records zu gehen. Ein bisschen gute Musik zu kaufen oder zumindest zu hören. Und dann an der Kasse zu hören: »Wenn du das magst, dann hör dir das noch an.« Das ist betreutes Einkaufen, wie ich es mag. Ein Einkaufserlebnis. Aber leider verschwinden sie nach und nach alle. Wo könnte man heute noch gemütlich in eine Platte reinhören? Ich erinnere mich gerne an Zardoz in Altona, man konnte sich auf ein Sofa setzten, mit einem frischen Kaffee und so lange und so viel Scheiben hören, wie man wollte. In der Plattenkiste macht es auch noch Spaß! Aber bevor ich jetzt (noch) sentimental(er) werde und die Nacht plötzlich vorbei ist …
Viel Spaß