Nicht so fröhliche Weihnachten

Auch diese Geschichte über Weihnachten, entstand über die #Protastikchallenge bei Instagram. 

Müde schloss er den Laden ab, Heiligabend 17:00 die Straßen waren ziemlich leer bis auf ein paar Autos die noch versuchten rechtzeitig bei ihren lieben zu Hause sein, bei Geschenken, Braten, viel Alkohol und vielleicht lustigen Liedern und Spielen. Er ging langsam die Treppen hoch in den ersten Stock und öffnete die Wohnungstür. Es roch muffig. Vielleicht sollte er mal wieder lüften. Kalt war es ja nicht. Knapp 10 Grad Celsius. Was war aus Weihnachten geworden? Was war aus dem Winter geworden? Er erinnerte sich an wilde Schlittenfahrten und Schneeballschlachten in seiner Kindheit. Einen riesigen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen und diese magische Stimmung, die seine Mutter immer so gut einfangen konnte. Er lächelte. Wie gerne würde er Weihnachten noch mal mit ihr feiern. Mit ihr, mit allen.

Er öffnete das Fenster im Wohnzimmer, ging zur Küche und nahm sich eine Büchse Bier aus dem Kühlschrank. Immerhin war noch ein Glas Würstchen da. Er ging zurück ins fast leere Wohnzimmer. Ein Sessel, ein kleiner Couchtisch und seine Anlage. Er schaute durch die Schallplatten. Winters Solstice VI von Windham Hill. Abwesend schaute er aus dem Fenster und trank sein Bier. Mit Schnee wäre es schöner, aber noch trauriger. Er ging zu den Klängen von Joyful Times den Flur entlang und blieb vor der Tür am Ende stehen. Er hatte die Hand schon an der Klinke, zog sie aber im letzten Moment zurück. Sicherlich wäre es tröstlich, in Merlins Kinderzimmer zu gehen, aber das würde den Schmerz nur vergrößern. Wie lange war der Kleine nicht mehr da gewesen? Drei Jahre? Er hatte alles erdenklich Mögliche getan. Er hatte alle Platten und CD´s all den Medienkram runter in den Laden gebracht. Er hatte die Küche und das Bad renovieren lassen. Er hatte Neil eingestellt, damit er mehr Zeit mit ihnen verbringen konnte. Aber nichts hatte geholfen. Sie blieb hart und beschränkte sein Besuchsrecht auf ein Minimum. Und das alles nur, weil er seinen Traum lebte und seinen Beruf und seinen Laden liebte. Nie hätte er gedacht, dass sie ihn verlassen würde. Und das Einzige mitnehmen würde, was ihm etwas bedeutete. Außer ihr natürlich. 

 

Wie gerne hätte er Merlin Weihnachtsgeschichten vorgelesen, oder Märchen. Er war jetzt fast neun Jahre alt, wahrscheinlich hatte er nächstes Jahr nicht einmal mehr Interesse daran. Er trank das Bier aus und packte die leere Dose achtsam in die Pfandtüte. Dann nahm er sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank und das Glas Würstchen. Wer braucht schon Kartoffelsalat?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert