Diese Geschichte erschien zuerst auf Instagram in der Reihe: #protastik Protas auf Abwegen von @christinamariehuhn und @ankebecker_a
Die Challenge lautete: Der unwahrscheinlichste Zufall trifft deine abgebrühteste Figur auf dem Weg zu einem wichtigen Gespräch. Ich war sofort getriggert, als ich das las. Meine Gedanken überschlugen sich. Entschieden habe ich mich dann, nach längerer Überlegung für ein Textfragment welches ich schon von hatte als ich #diechronikendergrenzlande angefangen und Nicos entworfen hatte. Nur kam ich nicht dazu es einzubauen. Es passte nie. Nun steht es abseits, wartet, auf die Chance in den dritten Teil zu kommen. Also habt ihr hier den für mich verdammt unwahrscheinlichen Zufall das ich vorab was aus meinen Geschichten, preisgebe erwischt. Oder aber eine jahrelang gehegte Idee gelesen. Ich hoffe, sie gefällt euch.
Er wurde verfolgt. Nach all den Jahren passierte es wirklich, dass er mal verfolgt wurde und nicht umgekehrt. Früher oder später musste es ja auch mal passieren, dachte er sich. Aber bei diesem Auftrag hätte er nicht damit gerechnet. Es war immerhin kein wilder und gefährlicher Auftrag gewesen, einfach nur eine Recherche, ein bisschen schnüffeln und vielleicht Fotos, wenn es interessant würde. Aber auch so etwas konnte sich total anders entwickeln. Wahrscheinlich dachte der halbe Planet eh das so etwas nur in den Groschenromanen oder Detektivserien vorkommt, aber weit gefehlt. Das war einer der Aspekte, die den Job so interessant und abwechslungsreich machten. Die flexiblen Arbeitszeiten und die Spesen waren natürlich auch nicht zu verachten. Wenn es welche gab natürlich.Er ließ sich nichts anmerken und ging einfach weiter bis er an der kleinen Tränke an der Ecke angekommen war. Es war eine dieser uralten gemütlichen Eckkneipen, wo seit 50 Jahren oder länger nicht renoviert worden war.
Eine Kneipe, wo man noch rauchen konnte und eine vernünftige Jukebox hatte sie auch. Außerdem waren die Toiletten in einem passablen Zustand, der Laden war geradezu perfekt für seinen Plan. Er ging rein und setzte sich an die Bar und bestellte ein großes Bier. Wer mochte der geheimnisvolle Verfolger wohl sein? Das schien ja noch ein interessanter Abend zu werden. Genüsslich trank er sein Bier aus und checkte offensichtlich total versunken sein Smartphone auf neue Nachrichten und E-Mails. Dabei hatte er aber den breiten langsam blind werdenden Spiegel, welcher über der Wand am Tresen hing, immer gut im Blick. Sein Verfolger ließ sich Zeit, er hatte die Bar noch nicht betreten, also musste er draußen im Nieselregen stehen und warten. … grinste und bestellte sich noch ein zweites Bier. Nach über 35 Minuten war der geheimnisvolle Verfolger immer noch nicht reingekommen. Langsam wurde es langweilig und das Bier vor ihm schal. Also, schauen wir mal passiert, dachte er sich und trank sein Bier aus. Er nickte dem Wirt zu und ging nach hinten in Richtung der Klo´s. Es waren zwei Pissoirs auf dem Männerklo und zwei geräumige Kabinen mit einfachen Schwingtüren und Sperrhaken auf der Innenseite zum Verriegeln. Er betrat die rechte Kabine, klappte die Klobrille auf und öffnete seine Hose und wartete. Seine Geduld wurde schnell belohnt.
Er hörte, wie jemand die Herrentoilette betrat, jemand mit nassen quietschenden Sohlen. Also hatte sein Plan funktioniert den Kerl aus der Reserve zu locken. Der Unbekannte bezog auch noch tatsächlich die Kabine neben ihm Position. Perfekt. Er fing an zu pinkeln und pisste dem anderen Kerl, welcher lässig und breitbeinig in der Kabine neben ihm stand, auf die Schuhe, was auch nicht lange unbemerkt blieb. »So eine verdammte Schweinerei« hörte er ein wütendes brüllen und packte schnell wieder seinen Schwanz ein und drehte sich rasch um, entriegelte leise und vorsichtig seine Tür und wartete darauf, das der andere aus seiner Kabine kommen würde. Als er hörte wie genau dies passierte, sprang er hoch und hielt sich an den beiden Seitenwänden der Kabine fest, zog die Beine an und gab dann der Klotür mit beiden Beinen einen starken Tritt. Die Tür flog heftig auf und knallte dem anderen mit voller Wucht vor die zwölf. Er konnte es zwar nicht sehen aber er hörte förmlich wie ihm die Nase brach, gefolgt von einem stöhnen. Er sprang herab und stellte voller Genugtuung fest, das der Kerl bewusstlos mit starkem Nasenbluten auf dem Boden vor ihm lag. Er machte schnell ein paar Fotos mit seinem Smartphone und durchwühlte seine Taschen. Um nicht viel Zeit zu verlieren, nahm er einfach die Brieftasche und das Smartphone des Kerls mit. Normalerweise machte er ja Fotos und lies die Sachen vor Ort.
Aber da er keinen Schimmer hatte, wie lange der Kerl bewusstlos blieb und ob er nicht noch Verstärkung gerufen hatte, ging er einfach durch die Tür mit der Aufschrift PERSONAL. Er durchquerte den Lagerraum und betrat durch eine weitere Tür den Kellerbereich. Die Keller des ganzen Blockbaus waren miteinander verbunden. Die simplen Türschlösser stellten für ihn kein Hindernis dar. Schnellen Schrittes und fröhlich vor sich hinfeixend, ging er durch die Kelleranlagen, nur um an der anderen Seite des Blocks aus einer Haustür zu treten und in den Bus zu steigen, der alle fünf Minuten hielt. Er wusste zwar nicht, auf was er da gestoßen war, aber das er auf etwas gestoßen war, war nicht mehr von der Hand zuweisen. Als er aus dem Bus stieg nahm er zuerst im gehen die Brieftasche des Fremden auseinander. Der Inhalt wanderte in seine Taschen. Ausweis, Führerschein, Krankenkassenkarte. Karl Moschig, was für ein beknackter Name. Eine Paybackkarte, sehr praktisch. Er schmunzelte über die Dummheit der Leute. Die Karte an sich nutze ihm ja nichts, aber die Daten konnte man auslesen und das Einkaufsverhalten konnte viel über eine Person aussagen. 315 Euro in Scheinen, etwas Münzgeld. Er warf das Portemonnaie nach einer weiteren gründlichen Überprüfung nach versteckten Fächern in die nächste Mülltonne und schlug den Weg zu seinem Büro ein, wenn er Glück hatte, schaffte er es, vor der Dämmerung da zu sein. Die Schatten wurden länger und es sah nach Regen aus.
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